Die Welt der Großen in Miniatur

Puppenstuben, Spielzeug, Porzellan

 

 

Ein Besuch bei der Museumsfamilie in der Weihnachtsstube am

25. Dezember 1920

           

Fröhliche Weihnachten!

Ja, kommen Sie herein in unsere Weihnachtsstube. Nehmen Sie Platz am Kachelofen, am Stubentisch oder auf dem Canapee und lassen Sie die Atmosphäre der Stube auf sich wirken. 

 

 

 

 

Bald bemerken Sie die Hausbewohner um sich herum. Es ist Weihnachten, der erste Feiertag. Alle Hausbewohner sind beisammen. Der Kachelofen strahlt wohlige Wärme aus. Draußen ist es kalt, es liegt auch etwas Schnee. Alle Bewohner fühlen sich wohl.

 

 

Hier sind sie ja schon, die Hausbewohner:

 

 

 

Die Mutter brüht gerade frischen Kaffee auf. Man hört das Klappern von Geschirr.

 

 

Der Vater sitzt am Stubentisch, neben dem Christbaum. Er liest das evangelische Sonntagsblatt, das er aus der Kirche heute Morgen mitgebracht hat.

 

 

Großvater und Großmutter sitzen auf dem Canapee und schauen den Kindern beim Spielen zu.

 

 

Hansi lässt die neue Eisenbahn unter dem Tisch um die Tischbeine herumfahren.

 

 

Für Bärbel wurde die Puppenstube in der Kachelofenecke aufgestellt. Gerade hat sie die kleine Küche neu eingerichtet. In der Stube deckt sie den Tisch mit winzigem Puppengeschirr.

                                                   Leise summt sie: „Alle Jahre wieder“.

 

 

                 Da stürmt der kleine zweijährige Martin in die

                 Stube und landet direkt auf Opas Schoß.

 

 

Die kleine Johanna, die Jüngste im Haus, sie wurde bisher gar nicht bemerkt, sitzt in ihrem Körbchen, das auf der Stubenbank steht. Sie kräht fröhlich und schaut auf die schönen Kugeln am Christbaum, der in der Stubenecke am Tisch steht.

 

 

 

Ja, so könnte es gewesen sein, an diesem 25. Dezember 1920. Es gab kein Radio und kein Fernsehen. Aber man freute sich, daß einmal alle friedlich beieinander sind, ohne Hetze und Eile. Aber bald mussten sie alle ihrer täglichen Arbeit nachgehen, denn Kühe, Schweine und Kleinvieh mussten auch an einem Weihnachtstag versorgt werden.

 

 

 

 

Ein Rundgang durch die Ausstellung

"100 Jahre Kinderträume - 1870-1970"

 

 

 

Kinderwelt um 1870
 
Mit einem Blick in die Kinderwelt um 1870 beginnt der Rundgang durch unsere Ausstellung „100 Jahre Kinderträume“.
Die Puppe hat einen Kopf aus Pappmaschée, gekleidet ist sie wie eine junge Dame um 1870. Sie hat, als sie zu uns ins Museum kam, einen ganzen Koffer mit Kleidung mitgebracht.
Die Puppenstube, ein Salon mit Klavier und Schreibsekretär, ein Hühnerhof sowie Pferd und Wagen gehören auch dazu.
 
 
 
 
 
Kleiner Salon, linke Seite
 
Wir schauen in die Puppenstube hinein, eine recht vornehme Stube. Beachten Sie die kleinen Details: Es ist die Welt der Erwachsenen vor 150 Jahren.
Dies ist keine Stube, das ist ein Salon!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kleiner Salon, rechte Seite
 
Hier sitzt ein Herr auf einem Kanapee und blättert in einem Bildband über die St. Sebalduskirche in Nürnberg.
Der vornehme weiße Keramikofen erwärmt die Stube. Auf dem Tisch steht eine Kaffeetasse. Beachtenswert sind die Bilder an der Wand.
Die Welt der Erwachsenen um 1870.
Es gab noch kein elektrisches Licht. Deshalb hängt eine Petroleumlampe an der Wand.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Pferd und Wagen
 
Als Fortbewegungsmittel gab es damals vor allem Pferd und Wagen. Auch das hatten nur die Wohlhabenden. Man ging zu Fuß.
Erst 1894 wurde die Aurachtalbahn eingeweiht.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Hühnerhof
 
Der Hühnerhof konnte auf- und abgebaut werden.
Dieser Hof stammt aus einer Frauenauracher Familie und ist sehr alt. Er konnte sich so gut erhalten, obwohl er von Generation zu Generation weiter gegeben wurde, weil er nur in der Weihnachtszeit den Kindern zum Spielen gegeben wurde.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kaffeeservice für die Puppenstube
 
Vermutlich ist es das älteste Puppengeschirr, das wir im Museum haben. Es unterscheidet sich von dem übrigen Puppengeschirr im Material. Es ist sehr stabil und relativ schwer, deshalb ist es so gut erhalten. Das Material, aus dem es gemacht wurde, konnten wir nicht feststellen.
Von der Form her ist es dem Geschirr der Erwachsenen aus der Biedermeierzeit angepasst. Verblüffend die Detailtreue.
 
 
 
 
 
 
 
Rokokozuckerdose
 
Selbst den beliebten Rokokostil in der Gründerzeit hat man für diese kleine Puppenzuckerdose übernommen. Auch Goldstaffagen wurden bei diesem kleinen Gefäß nicht vergessen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Puppengeschirr mit Lüsterfond
 
Auch beim Puppengeschirr wurde Lüster als Hintergrund verwendet, der sog. Lüsterfond. Sieht man hier die beiden Tassen im Vordergrund, glaubt man kaum, dass es kleine Puppentassen sind. Lüsterfond, wie er zwischen 1890 und 1910 beliebt war, findet sich hier auf der linken Tasse im Vordergrund und bei den normalen Pokalen, hinten oben.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Puppengeschirr nach Kaffeegeschirr von 1891
 
Das Bestreben ist ehrgeizig, die großen Formen im Kleinen nachzuahmen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kaffeegeschirr 1891 der Firma Bareuther
 
Leider besitzen wir in unserer Sammlung kein entsprechendes Geschirr. Deshalb hier ein Ausschnitt eines Fotos: Porzellangeschirr 1891 (Bareuther) aus einem Ausstellungskatalog „125 Jahre Porzellan aus Waldsassen“, 1991
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Goldgeschirr der Gründerzeit bis 1900
 
In reichen Barockformen und mit viel Gold präsentiert sich hier ein Kaffeeservice. Es war aber kein Gebrauchsgeschirr. Es wurde als Ausstellungsgeschirr für Vitrinen hergestellt. Dies wurde auch für die Puppenstube im Miniaturformat nachgearbeitet.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Silbergeschirr in der Zeit des Jugendstils 1900–1920
 
Mit dem Jugendstil und dem Beginn des 20. Jahrhunderts wollte man „modern“ sein und lehnte üppige und überladene Formen ab.
Als „Vitrinengeschirr“ war jetzt versilbertes Porzellan als Kaffee- oder Teeservice gefragt. Parallel dazu bevorzugte man silberne Kugeln am Weihnachtsbaum.
Diese Entwicklung wurde auch für Puppengeschirr übernommen. Nur verwendete man bei diesem hier weder Silber noch Porzellan sondern Zinn.
 
 
 
 
Puppenhaus um 1920
 
Das Puppenhaus ist noch nicht lange in unserer Sammlung. Wir haben viele Möbel aus unserer ersten Puppenstube mit hinein genommen und andere Dinge und Kleinigkeiten, die wir gesammelt oder auch gebastelt haben. Das Puppenhaus soll die Wohnsituation um 1920 darstellen. Es ist etwas städtischer angeordnet als unsere Puppenstube. Das kommt schon allein durch die Größe.
Hier spielt auch Hansi mit seiner neuen Eisenbahn. Zu gern steht er am Frauenauracher Bahnhof, wenn die alte Fuchtel einfährt. Das ist ein Geschnaufe, Gedampfe und Gepfeife! Hansi versucht all diese Geräusche nachzuahmen, wenn er seine Eisenbahn um die Tischbeine fahren lässt.
Bärbl holt gerade ihre Freundin. Sie wollen zusammen mit ihren Puppen Kaffee trinken. Danach spielen sie mit dem wunderschönen Puppenhaus. Bärbls Großvater hat es für sie gebaut.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Küche und Stube/Wohnzimmer
 
In der Küche wird gebacken und gewaschen. Über eine kleine Treppe gelangt man in die Wohnstube. Der Kaffeetisch ist gedeckt, der Vater sitzt auf dem Kanapee. Er hört Musik von einem Grammophon.
 
 
 
 
Toilette, Arbeitsraum, Kinderzimmer
 
Es gibt hier eine Toilette mit Wasserspülung (sehr fortschrittlich für diese Zeit). Im Arbeitsraum wird geflickt, genäht und gebügelt.
Daneben ist das Kinderzimmer. Die Großmutter hütet die Jüngsten im Haus.
 
 
Großmutters Stübchen, Schlafkammer der Eltern
 
In dem Stübchen kann sich die Großmutter zurückziehen.
Die Schlafkammer ist nur den Eltern vorbehalten.
 
 
 
 
 
Puppen aus der Zeit zwischen 1900 und 1910
 
Diese Puppen waren von Kindern heiß begehrt. Aber nicht alle Eltern konnten den Wunsch nach einer solchen Puppe erfüllen. Sie hatten Porzellanköpfe und meist echte Haare und Glasaugen, die sich schlossen, wenn die Puppe hingelegt wurde. Alle Gelenke waren beweglich. Die Firma Baehr & Proeschild in Thüringen stellten bis 1920 solche Puppen her.
Hier sehen wir ein Puppengeschirr, kein Puppenstubengeschirr. Damit konnten auch Puppenmütter Kaffee trinken.
 
 
 
 
Tässchen für Puppenstube 1930 – 1940
 
Beim Porzellan in dieser Zeit drehte sich alles um die Zweckmäßigkeit. Dekor sollte minimal sein. Hier waren es nur Punkte oder kleine Kreise. Auch diese Entwicklung spiegelte sich im winzig kleinen Gefäß.
 
 
 
 
 
 
 

 

 

Wir sind jetzt im Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945). Für Kinderspielsachen hatte die Produktion keine Kapazität. Es gab keine Fabriken und keine entsprechenden Arbeitskräfte mehr. Alles konzentrierte sich auf die Rüstungsindustrie. Man bekam noch hin und wieder alte Lagerbestände. Auch als der Krieg dann zu Ende war, wurde die Produktion von Kinderspielzeug nur langsam wieder aufgenommen. Außerdem hatte man kein Geld, um Spielzeug zu kaufen.
 
Aber als dann die Produktion wieder anlief, die Menschen nach der Währungsreform wieder Geld mit Wert besaßen, war auch wieder Spielzeug auf dem Markt. Auffallend sind die kleinen Service für Puppenmütter.
 

 

Kindergeschirr, um 1950
 
Die Dekoration hat sich nun den Kindern angepasst. Hier sind es bekannte Märchenbilder. Die Formen dagegen ähneln dem Trend, nur auf Zweckmäßigkeit zu achten.
 
 
 
 
 
 
„Chinesisches“ Kinder-Teeservice
 
In den 60er Jahren waren chinesische Teeservice in Mode. Sie wurden preiswert aus China eingeführt. Deshalb konnte man sie nun auch in den Kinderzimmern antreffen. Natürlich waren sie nicht aus chinesischem Porzellan. Sie wären viel zu zerbrechlich gewesen. Sie waren aus herkömmlichem Gebrauchsporzellan.
 

 

Puppen-/Kindertassen
 
Ein weiteres Beispiel für Kindergeschirr mit einem feinen Blumendekor. Die Ränder sind mit zarten roten Staffagen verziert. Das Geschirr stammt aus der Zeit 1950 – 1960.

 

 

 

 

 

 

 

Puppenstube von 1970
 
Hier sieht die Welt etwas anders aus: Fröhlich, heiter, bunt - hell, luftig und geradlinig. Da merkt man den „Bauhausstil“: Leichte Bauweise, helle Wände und kein Stuck. Diese Bauweise erleichterte nach dem Krieg den schnellen Wiederaufbau. Das fällt ins Auge, aber sehen wir uns die einzelnen Räume genauer an.

 

 

 

Das Wohnzimmer oder besser: der Livingroom
 
Es ist nicht mehr die Wohnstube, sondern der Livingroom, in dem sich das Leben abspielte, wenn die Familie zu Hause war: Hier stand der Fernsehapparat. Mehr als einen Fernseher hatte man damals nicht. Der typische Bungalow-Stil dieser Jahre ist klar erkennbar. Der offene Kamin gehört dazu, wie eine Stehlampe mit Tütenschirmen, rote Sessel und ein weißes Sidebord mit blauer Oberfläche. An den Wänden Vogelmotive auf zwei Bildern und auch ein großes Ölgemälde durfte nicht fehlen. Wir sehen auch eine Schreibmaschine - einen Computer gab es noch nicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Badezimmer, ein Kultraum unserer Generation
 
Waschbecken mit Spiegel, Badewanne, Warmwasserboiler, Duschkabine, Bidet und Tiefspültoilette: Alles ist da und sehr komfortabel. Das nennt sich Hygiene gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Ja, man legt Wert auf Sauberkeit. Wenn man es vergleicht mit der kleinen Toilette im Puppenhaus, dann ist das hier nach 50 Jahren ein großer Fortschritt. Heute, nach weiteren 50 Jahren hat sich eine ganze Industrie daraus entwickelt. Man legt immer mehr Wert auf Luxus im Bad.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Das Esszimmer
 
Eher eine Essecke wie sie dann bald sehr ektuell wurde.
Aber hier gibt es einen großen ovalen Tisch, an dem viele Familienmitglieder Platz haben. Ein Stehlampe verbreitet am Abend ein warmes Licht. Auch hier ist eine fröhliche Farbenwelt zu erkennen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Puppen von 1970 – Barbiepuppen
 
Diese Art von Puppen ging aus einer Comicfigur der Bildzeitung der 50er Jahre, der Bild-Lilli, hervor. 1959 brachte sie der Spielzeugkonzern Mattel erstmals in den USA als Barbie-Puppe auf den Markt. Sie ist bis heute eine sehr beliebte Puppe bei kleinen Mädchen geblieben.
Hier schließt sich der Kreis: Die Puppe von 1870 und die Barbie-Puppe von 1970 stellen junge Damen dar, die von kleinen Mädchen gern umgezogen wurden und werden. Auch unsere Puppe von 1870 hat einen ganzen Schrank voll Kleider.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Matchbox Autos
 
Der Name Matchbox bedeutet in Englisch Streichholzschachtel. Die Autos waren so klein, dass sie in eine Streichholzschachtel passten. 1953 kamen sie erstmals in England auf den Markt. Auch sie sind bis heute bei Jungen sehr beliebt. Sie werden seit 1993 ebenfalls vom Spielzeugkonzern Mattel in den USA produziert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kommentare

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  • Frieda Georg (Dienstag, 07. Juni 2022 19:57)

    Hallo liebes Museumsteam,
    mir hat die Ausstellung sehr gut gefallen und ich habe mich sehr gefreut, sie hier noch einmal genießen zu können. Vielen lieben Dank für diese sehr wertvolle Museumsarbeit.
    Weiterhin viel Erfolg!

 

 

 


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